Wasserbeprobung am 12.08.2020 im Edersee

Wasserbeprobungen am Edersee vom 12.August 2020

Wie schon in den letzten Jahren, begleiten wir die Wasseruntersuchungen der HLNUG am Edersee. Dadurch haben wir einen direkten Zugriff auf die Daten der jeweiligen Beprobung. Es handelt sich hierbei um sogenannte „ungeprüfte Daten“, da die Daten durch die HLNUG nicht auf Plausibilität geprüft worden sind.

Die letzten Wochen waren leider immer noch sehr trocken und heiß. Das zeigt sich deutlich im extrem niedrigen Pegel der Edertalsperre.
Dieser lag bei 223,58 Metern über N.N. am 12.08.2020. Das Volumen liegt bei nur noch 41 Mio. Kubikmetern Inhalt. Das sind 20% des maximal möglichen Volumens, das bei Vollstau erreicht werden könnte.

Vergleicht man diesen Wert mit dem auch sehr trockenen Jahr 2019, sind das gut acht Meter weniger Wasser als am 12.08.2019 (231,25). Im Vergleich zum 12.08.2018 (227,84) sind es vier Meter weniger.
Der Wasserstand erreichte am 13.08.2020 die 40 Mio cbm.-Marke im Edersee. Damit wird die Stützung der Weser eingestellt und es werden nur noch 6 Kubikmeter / sec. abgelassen.

Der Wasserkörper hat im Moment einen sehr hohen pH-Wert von bis zu 10,4. Dieser reicht bis etwa in fünf Meter Wassertiefe. Er fällt dann langsam bis auf einen pH – Wert von 9 ab.
Da befinden wir uns aber schon in zwölf Metern Wassertiefe. Das dürfte die Fischerei für den Angler weiterhin recht schwierig gestalten, da die Fische bei diesen hohen pH – Werten wohl nicht sehr aktiv sein werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Fische bei solch hohen pH Werten extremen Stress haben. Der zeigt sich wahrscheinlich auch in einer erhöhten Sterblichkeitsrate und wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus.

Die Sauerstoffwerte sind durch die Aktivität des Phythoplanktons im Oberflächenbereich immer noch sehr hoch und im Bereich der Übersättigung. Ab einer Wassertiefe von sieben Metern tritt bereits eine Sauerstoffzehrung ein. Dies geschieht durch Absterben von Blau- und Grünalgen und anderen organischen Stoffen. Bei deren Zersetzung wird Sauerstoff aufgebraucht. Die Fische können im Moment die Wassersäule bis auf etwa zehn Meter besiedeln. Darunter werden die Sauerstoffwerte zu niedrig für eine dauerhafte Besiedelung.

Auch bei den Messwerten der Probestelle „ Sperrmauer“ zeigen sich die gleichen negativen Wasserwerte wie in der Waldecker Bucht.

Neben den hohen pH – Werten von bis zu 9,8 im Bereich bis acht Meter Wassertiefe (der etwas moderater ist als in der Waldecker Bucht) haben wir auch hier eine Übersättigung an Sauerstoff von der Oberfläche bis in etwa fünf Meter Wassertiefe.
Leider müssen wir feststellen, dass ab zehn Metern Wassertiefe eine Sauerstoffzehrung festzustellen ist, die bis in ca. 14 Meter Wassertiefe bis auf Grund reicht. Diese Sauerstoffzehrung hat sich auch schon bei den letzten Terminen im Mai und Juni in der Waldecker Bucht angedeutet.

Leider ist auch hier die Situation für die Fische im Restwasser des Edersees im Jahr 2020 als kritisch zu bezeichnen. Da nicht davon auszugehen ist, dass sich die Situation durch starke Regenfälle grundlegend verändert, müssen wir annehmen, dass wir auch für den Bereich vor der Sperrmauer die gleichen Aussagen treffen müssen die bereits für die Waldecker Bucht benannt wurden.

Wie weiter oben erklärt, „kann davon ausgegangen werden, dass die Fische bei diesen hohen pH Werten extremen Stress haben. Der zeigt sich wahrscheinlich auch in einer erhöhten Sterblichkeitsrate und wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus.“
Dazu kommt dann auch die erhöhte Gefahr von Kiemenschwellungen oder anderen Sekundärerkrankungen.

Hier wird darauf hingewiesen, dass die erhobenen Messwerte zunächst am tatsächlichen Messpunkt relevant sind. An besonders schattigen Stellen im Gewässer können die pH-Werte auch unter den Werten liegen, die an den Messpunkten festgestellt wurden. Das gilt auch für die Zeit nach Sonnenuntergang. Durch die fehlende Sonneneinstrahlung wird der pH-Wert in der Nacht etwas absinken, so dass eine leichte Entschärfung der Situation zu erwarten ist. In weiter oben gelegenen Bereichen (Bringhausen, Rehbach) wurden keine Messungen vorgenommen.

Durch die langjährige Unterstützung der HLNUG (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie) bei der Probenahme der Wasserproben am Edersee, ist es uns möglich, die erhobenen Daten hier darzustellen.
Dadurch lassen sich Wissenslücken über die Veränderungen in den Fischbeständen im Edersee und Affolderner See schliessen.

Relevant sind die Ergebnisse der Messungen in diesem Jahr also auch für das ablaufende Wasser aus dem Edersee, welches ja den Affolderner See speist.

Wir bekommen in diesem Jahr die Möglichkeit, die Daten aus zwei Datenloggern zu sichten, die an der Straßenbrücke in Hemfurth und vor der Wehranlage im Affolderner See sitzen. Diese Daten bestätigen nach einer ersten groben Sichtung unsere Vermutung hinsichtlich erheblicher Sauerstoffdefizite im ablaufendem Wasser aus dem Edersee.

Gerade in der Zeitspanne von Mitte Juli bis Ende September der Jahre 2018, 2019 und 2020 zeigen sich temporär Sauerstoffwerte im Abflusswasser, die für Fischarten wie z.B. die Bachforelle, absolut tödlich sein können.
Wir hoffen sehr, dass die Datenerhebung bis Ende 2020 problemlos weiter erfolgt. Dann wird eine abschließende Bewertung auch die möglichen negativen Auswirkungen auf den Fischbestand im Affolderner See darstellen können.

Wir werden dann an dieser Stelle eine Übersicht der Daten einstellen.
Daraus werden dann mögliche Folgen für den Fischbestand und zu erwartende Veränderungen hinsichtlich neuer Bewirtschaftungsziele und Besatzmaßnahmen abgeleitet.

Es werden in diesem Jahr noch zwei weitere Untersuchungen am Edersee stattfinden. Wir halten euch hier wie immer auf dem Laufenden.