Veränderungen der Wasserführung am Edersee von 2005 – 2020.

Die Wasserbedingungen am Edersee haben sich in den letzten Jahren extrem verändert. Verkürzt lässt sich sagen, dass der Edersee viel schneller sein mögliches Stauvolumen verliert, als das noch vor 15 Jahren der Fall war. Das hat zur Folge dass z.B. der Edersee im Frühjahr sein Vollstauziel nicht mehr erreicht. So geschehen in 2017.  Dadurch können einige Fischarten (z.B. Hecht) nicht mehr, oder nur sehr eingeschränkt, reproduzieren.

Dieser beschleunigte Wasserverlust wird auch erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Fischartengemeinschaft im Edersee haben. Das Beispiel der Fischart Hecht sei hier exemplarisch genannt.

Noch viel negativer für den Fischbestand sind allerdings die Auswirkungen der extremen Niedrigwassersituationen im Spätsommer.

Der Inhalt der Talsperre hat mehrmals in dieser Zeit (2017 – 2020) die „Eiserne Reserve“ erreicht. Das bedeutet eine Restwassermenge von nur noch ZEHN Prozent des möglichen Volumeninhalts im Edersee.

Warum das so problematisch für den Fischbestand ist, erklären die nächsten fünf Grafiken. Drei davon zeigen die starken Veränderungen im Wasservolumen des Edersees. Die anderen beiden Grafiken zeigen die Daten der Wasserbeprobungen am Edersee (HLNUG) aus dem Jahr 2020, mit denen wir beginnen.

Bild 12: Wasserbedingungen im Bereich der Waldecker Bucht im August 2020

Der Wasserkörper hatte im August einen sehr hohen pH-Wert von bis zu 10,4.

Dieser reichte bis etwa in vier Meter Wassertiefe. Er fiel dann langsam bis auf einen pH-Wert von 8,8 ab. Da befinden wir uns aber schon in 13 Metern Wassertiefe direkt über dem Grund des Gewässers.

Das dürfte für die Fische eine extrem kritische Situation sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Fische bei solch hohen pH-Werten extremem Stress ausgesetzt sind. Der zeigt sich wahrscheinlich auch in einer erhöhten Sterblichkeitsrate und wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus. Dazu kommt dann auch die erhöhte Gefahr von Kiemenschwellungen oder anderen Sekundärerkrankungen. Insgesamt sind dies keine guten Voraussetzungen für den Fischbestand

Bild 13: Messwerte vom 16.09.2020

Der Wasserkörper hatte auch im September noch einen sehr hohen pH-Wert von bis zu 9,8. Dieser reichte bis etwa in vier Meter Wassertiefe. Er fiel dann langsam bis auf einen pH-Wert von 8,4 ab. Da befinden wir uns in zehn Metern Wassertiefe über Grund.

Durch den niedrigen Wasserstand zum Zeitpunkt der Befischung war das Tiefenwasser bereits vollständig abgelassen. Die Wassertiefe in der Waldecker Bucht betrug zum Zeitpunkt der Messung etwa elf Meter. Die Temperatur lag bei 19 C° in der gesamten Wassersäule. Der Sauerstoffgehalt von 16,5 mg /l an der Oberfläche wurde mit zunehmender Tiefe immer geringer. Einen Meter über Grund lag er bei 4,6 mg/l.

Die Messung erfolgte 12 Tage vor Beginn der MMK-Befischung. Die Temperatur während der Befischung lag bei etwa 17 C° an der Oberfläche.

Leider muss hier die Situation für die Fische im Restwasser des Edersees auch im Jahr 2020 als sehr kritisch eingestuft werden.

Wie weiter oben erklärt, kann davon ausgegangen werden, dass die Fische bei diesen hohen pH-Werten extremen Stress haben. Der zeigt sich wahrscheinlich auch in einer erhöhten Sterblichkeitsrate und wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus.

Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren mit einer Wiederholung der Niedrigwasserereignisse im Edersee zu rechnen ist.

Die nächsten drei Grafiken zeigen die großen Veränderungen in der Wasserführung im Edersee.

Unglücklicherweise treten die oben beschriebenen sehr hohen pH-Werte genau zu den Zeiten der Niedrigwassersituationen im Edersee auf.

Bild 14: Füllstand zum 15.04. eines jeden Untersuchungsjahrs im Edersee.

Die Grafik zeigt den Wasserstand im Edersee. Hier zeigen sich schon erste Auswirkungen des schwindenden Wasservolumens im Edersee. In den Jahren 2011, 2014 und 2017 wurde das Vollstauziel am Edersee nicht mehr erreicht.  Die rote Trendlinie hat eine leicht abfallende Tendenz.

Die nächste Grafik zeigt das wirkliche Ausmaß der Veränderungen im Wasservolumen des Edersees.

Bild 15:  Dargestellt ist der Befüllungsgrad der Edertalsperre zum 31.07. eines jeden Jahres

Der Edersee verliert aufgrund von fehlenden Niederschlägen immer schneller sein Wasservolumen. Die negativen Auswirkungen auf den Fischbestand zeigen sich hier schon deutlich. Genannt werden müssen in diesem Zusammenhang die Zandersterben in 2018 und 2019 vor der Sperrmauer.

Beide Ereignisse wurden hinreichend auf der Internetseite der I.G. Edersee erläutert.

Die rote Trendlinie zeigt unmissverständlich die Realität der ausbleibenden Niederschläge im Einzugsgebiet der Talsperre.

Eine weitere Grafik stellt das Problem noch deutlicher dar.

Bild 16: Gezeigt wird die Anzahl der Tage pro Jahr, in denen der Wasserstand im Edersee auf unter 40 Mio. Kubikmeter absinkt.

Die rote Trendlinie für die Entwicklung im Edersee ist extrem deutlich in ihrer Aussagekraft. Die Anzahl der Tage mit einer Füllmenge unter 40 Mio. Kubikmeter nimmt kontinuierlich zu. Dazu kommen dann noch ab 2011 Füllmengen unter 30 Mio. Kubikmeter und ab 2018 viele Tage mit einem Wasserstand von nur noch 20 Mio. Kubikmetern Inhalt. Das sind gerade mal 10-11 Prozent des möglichen Stauvolumens. Dies wird auch als „Eiserner Bestand“ bezeichnet.

Das dürfte für die Fische eine sehr kritische Situation sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Fische bei solch niedrigen Wasserständen und den hohen pH-Werten einem extremem Stress ausgesetzt sind. Der zeigt sich wahrscheinlich auch in einer erhöhten Sterblichkeitsrate und wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus. Dazu kommt dann auch die erhöhte Gefahr von Kiemenschwellungen oder anderen Sekundärerkrankungen. Insgesamt keine guten Voraussetzungen für den Fischbestand.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei einer Restwassermenge („Eiserner Bestand“) von nur 20 Mio. Kubikmetern und einem gleichzeitig auftretendem sehr hohen pH-Wert ein Fischsterben im Edersee möglich wäre. Je länger eine solche Situation andauert, umso größer könnten die Probleme für den Fischbestand werden.

Das bedeutet aber auch, dass die Angelfischerei diese Bedingungen realisieren sollte. Einen Fisch bei diesen Bedingungen zu drillen und dann zurück zu setzen, wenn er das Mindestmaß überschritten hat, ist erstens in Hessen verboten und zweitens mit einer gesteigerten Sterblichkeit verbunden.