Weitere Wasserbeprobungen am Edersee 2020

Weitere Ergebnisse der Wasserbeprobungen am Edersee 2020 

Wie schon in den letzten Jahren, begleiten wir die Wasseruntersuchungen der HLNUG am Edersee. Dadurch haben wir einen direkten Zugriff auf die Daten der jeweiligen Beprobungen.

Die letzte Untersuchung fand am 23.06.2020 in der Banfe und im Waldecker Becken statt. Das folgende Diagramm zeigt die Ergebnisse der Untersuchung in der Banfe.

Die letzten Wochen waren leider sehr trocken und warm. Das zeigt sich deutlich im sehr niedrigen Pegel der Edertalsperre. 

Dieser lag bei 238,48 Metern über N.N. am 23.06.2020.

Das sind gut vier Meter weniger als in den beiden sehr trockenen Jahren 2019 (242,91) und 2018 (242,42). Das sind keine guten Nachrichten für den Edersee und den Fischbestand. Wenn nicht wirklich ein Einstau-Ereignis durch entsprechende Regenfälle entsteht, wird dieses Jahr wohl noch trockener als die beiden letzten Jahre.

Der Wasserkörper hat im Moment  einen sehr hohen pH-Wert von 10. Dieser reicht bis etwa in drei Meter Tiefe. Er fällt dann langsam bis auf einen pH – Wert von 9 ab. Da befinden wir uns aber schon in zehn Metern Wassertiefe. Das dürfte die Fischerei für den Angler recht schwierig gestalten, da die Fische bei diesen hohen pH – Werten wohl nicht sehr aktiv sein werden.

In der Banfe ist dann bei ca. zwölf Metern Wassertiefe schon der Grund erreicht.

Die Sauerstoffwerte sind durch die Aktivität des Phythoplanktons im Oberflächenbereich sehr hoch und im Bereich der Übersättigung. Ab einer Wassertiefe von acht Metern tritt bereits eine Sauerstoffzehrung ein. Dies geschieht durch Absterben von Blau- und Grünalgen und anderen organischen Stoffen. Bei deren Zersetzung wird Sauerstoff aufgebraucht.

Die Werte der Untersuchung in der Waldecker Bucht werden im nächsten Diagramm dargestellt.

Auch bei diesen Ergebnissen zeigen sich starke Veränderungen der Meßwerte im Vergleich mit der letzten Untersuchung vom 26.05.2020. Damals lag die Sichttiefe bei acht Metern. Am 23.06.2020 lag diese nur noch bei 1,8 Metern.

Neben dem hohen pH – Wert im Bereich bis zehn Meter Wassertiefe (der etwas moderater ist als in der Banfe), haben wir auch hier eine Übersättigung an Sauerstoff von der Oberfläche bis in etwa fünf Meter Wassertiefe. 

Leider müssen wir feststellen, dass ab acht Metern Tiefe eine Sauerstoffzehrung festzustellen ist, die bis in ca. 14 Meter Wassertiefe reicht. Diese Sauerstoffzehrung hat sich schon am vorletzten Termin im Mai angedeutet. Danach erholen sich die Sauerstoffwerte wieder bis ca. 23 Meter Wassertiefe, um dann erneut abzusacken. 

Da nicht davon auszugehen ist, dass sich die Situation durch starke Regenfälle grundlegend ändert, müssen wir annehmen, dass wir wieder ein Zandersterben vor der Sperrmauer erleben werden. 

Analog zu den beiden vorangegangenen Jahren bildet sich über der noch sauerstoffreicheren Tiefenzone, die von 15 Metern Wassertiefe bis 25 Meter Wassertiefe reicht, eine sauerstoffarme Zone. 

In den nächsten vier Wochen wird dieser Sauerstoff im Mittelwasser komplett abgebaut werden.

Infolgedessen können sich Fische im kälteren und sauerstoffreicheren Wasser unter dieser Zone aufhalten. Wird dann weiterhin viel Wasser abgelassen, wird diese Zone verschwinden und die Fische müssen dann plötzlich durch die über ihnen liegende sauerstofflose Zone schwimmen. 

Für Barsche und Zander bedeutet das den sicheren Tod.

Diese Fischarten sind nicht in der Lage, schnelle Veränderungen der Tiefe, in der sie sich bewegen, zu kompensieren. Der Gasdruck in der Schwimmblase wird Ihnen zum Verhängnis, da sie diesen nur über das Blut abbauen können. 

Andere Fischarten besitzen eine Verbindung zwischen Schwimmblase und Darmtrakt, der ein schnelleres Reduzieren des Gasdrucks ermöglicht. Diese Fische können dann problemlos in höhere Schichten mit mehr Sauerstoff wechseln.

Dieses Szenario ist also auch in diesem Jahr wieder möglich. Helfen können hier nur starke  Regenfälle, die tatsächlich im See spürbar ankommen und eine erneute Durchmischung des Wasserkörpers verursachen.

Es werden in diesem Jahr noch drei weitere Untersuchungen folgen. Wir halten euch auf dem Laufenden.